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08.07.2024: Denkmail Nr. 43 – Das Friedensgutachten 2024 – im Dienst der Kriegslogik?

Liebe Friedensfreundinnen und -freunde,

„Welt ohne Kompass” ist das neue Friedensgutachten (FGA) der vier führenden Friedensforschungsinstitute tituliert. Das zumindest erscheint eine sehr zutreffende Analyse zu sein.

Auch zu konstatieren, dass das Jahr 2023 einen traurigen Rekord an Kriegen bzw. Konflikten und einen irrsinnigen Höchstwert von 2,4 Billionen Dollar weltweiter Rüstungsausgaben aufweist, darüber hinaus aber auch das bisher klimatisch heißeste Jahr war, ist sicher richtig und wichtig.

Nicht genug: Vor Europas Haustür toben zwei sinnlose, mörderische Kriege in der Ukraine und in Gaza, in die auch wir verwickelt sind.

Müsste in dieser Situation von der Friedensforschung nicht ein deutlicher Impuls für ein Ende der Gewalt ausgehen, ein unabdingbarer, klarer Wegweiser zu einem Frieden, der eine radikale Abkehr von der bisherigen Kriegslogik voraussetzt? Weil Gewalt und Hass und Aufrüstung nur immer eine Spirale neuer Gewalt hervorrufen?

Statt dessen heißt es in den Empfehlungen des Gutachtens: „Um im Krieg in der Ukraine Verhandlungen zu ermöglichen, muss die militärische Unterstützung der Ukraine nachhaltig gewährleistet werden und steigen.” Und nachdem die USA voraussichtlich ihre Unterstützung verringern, wird gefordert: „Diesen Rückgang muss Europa auffangen, und das heißt auch, dass es seine Rüstungskapazitäten zügig steigern muss.”

Das ist das gleiche militärische Sicherheitsdenken, das seit Jahren auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) von den führenden Repräsentanten der hochgerüsteten Staaten verkündet wird. Deren Leiter, Christoph Heusgen, gibt dazu den Ton an: „Wir müssen zurückkommen zu einer gewissen Logik, wie wir sie im Kalten Krieg hatten”, und er meint, die westlichen Staaten auffordern zu müssen „ihre militärische Unterstützung für die Ukraine auszubauen”, der Westen müsse bei seiner militärischen Hilfe “aufs Ganze gehen”.

Das passt in die allgemeine politische und gesellschaftliche Kriegshysterie einer so genannten „Zeitenwende“.  Der Soziologe Andreas Reckwitz sieht darin ein „zunehmendes Freund-Feind-Denken”, „überall gibt es eine neue Kultur der Unerbittlichkeit”.

Sollten wir da unsere frühere Forderung, die Empfehlungen des FGAs auf der MSC prominent zu diskutieren, überhaupt noch aufrecht erhalten? Oder jetzt gerade erst recht?

Was meinen Sie dazu? Wir freuen uns über Ihre Sichtweise!

Mit friedvollen Grüßen
Erwin Schelbert
Gründungsmitglied MSKverändern e.V.
Studiengesellschaft für Friedensforschung

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10.12.2023: Denkmail Nr. 40

Liebe Friedensbewegte,

„Durch eine hochgerüstete Armee, durch immer mehr Abschottung und Überwachung gibt es nicht mehr Sicherheit für Israel. Das ist die Lehre des furchtbaren Terrors vom 7. Oktober.“, so ein ARD-Kommentar vom 25.10.2023.

Die Combatants for Peace, ehemalige Kämpfer*innen aus Israel und Palästina, formulieren: „Da wir Teil dieses jahrhundertealten gewaltsamen Konflikts sind, kennen wir seinen Preis und seine Vergeblichkeit. Mehr als je zuvor in der Vergangenheit behaupten wir heute: Es gibt keine militärische Lösung für den Konflikt; Gewalt erzeugt Gewalt; Rache schürt Rache.“

Gideon Levy von der israelischen Tageszeitung Haaretz hat dies im Tagesthemen-Interview am 7.11.2023 so ausgedrückt: „Eine Perspektive für die Zukunft gibt es nur, wenn die internationale Gemeinschaft sich an Israel und an die Palästinenser wendet, um zu sagen ‚Genug ist genug. Jetzt ist es Zeit für eine Lösung.‘ Man braucht etwas, was grundlegend gerecht auch für die Palästinenser ist. Sonst werden wir niemals sicher sein.“

Auch Russland scheitert aktuell mit seinem Krieg in der Ukraine an seiner militärischen Sicherheitslogik. Doch auch die Ukraine und die NATO sind damit gescheitert, über eine weitere Ausbreitung der NATO nachhaltige Sicherheit zu gewährleisten.

Wir können jedoch aus den Erfahrungen im Nahen Osten, in der Ukraine, in Afghanistan und Mali sowie aus positiven Erfahrungen in Kenia, Somalia und anderswo lernen.

Deutschland sollte seine Kraft einsetzen für die nachhaltige Überwindung der Spiralen aus Trauma und Gewalt durch gemeinsame Sicherheitsstrukturen – im Nahen Osten in Form einer Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Mittleren und Nahen Osten (KSZMNO).

Als Initiative Sicherheit neu denken haben wir diese und weitere Impulse „Sicherheits-Strukturen neu denken“ in einem aktuellen Papier veröffentlicht, das sich auf unserer Homepage sicherheitneudenken.de findet.

Wir freuen uns auf Ihre Zustimmung und/oder Ihre Anregungen: Finden Sie auch, dass diese Impulse die MSC bereichern würden? Schreiben Sie gerne eine E-Mail an vorstand@mskveraendern.de

Mit herzlichem Gruß

Ralf Becker

Koordinator der Initiative Sicherheit neu denken

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20.02.2024: MSC 2024 – Beobachterbericht Matthias Linnemann

Allgemeine Eindrücke
Es war für mich die erste Teilnahme an einer Sicherheitskonferenz. Die Präsenz von Politik- und Medienprominenz war beeindruckend. Der Aufwand für Sicherheit (Polizei, Personenschutz) und die Zahl der Uniformträgerinnen und –träger eher irritierend.  Die Konferenz ist (gefühlt) für den Bayerischen Hof zu groß.

Inhaltliche Ausrichtung
Das Motto der Konferenz lautete „Lose – lose?“. Dahinter steckt der sehr einfache Gedanke, dass es global genau einen Kuchen einer definierten Größe zu verteilen gibt. Sobald einzelne Länder außerhalb der westlichen Hemisphäre ein größeres Stück des Kuchens beanspruchen (Ergänzung Matthias Linnemann: größer, als ihnen vom Westen zugedacht war), geht die Verteilung nicht mehr auf. Perspektivisch verlieren dann alle Länder. Die MSC nennt das „Verlust – Verlust – Dynamik“. Das umschreibt sehr gut das westliche Verständnis, aber auch die sich langsam durchsetzende Einsicht: Wie gehen wir damit um, dass der Einfluss der westlichen Industrienationen perspektivisch sinkt, während Länder wie China, Indien, Indonesien und auch der Afrikanische Kontinent an Bedeutung gewinnen werden?

Dieses Thema hat viele Veranstaltungen geprägt. Es wurde nach dem „Silberstreif am Horizont“ gesucht. Darüber hinaus standen natürlich die Kriege in der Ukraine und in Israel/Gaza im Mittelpunkt. Es gab aber auch verschiedene Veranstaltungen zu anderen Brennpunkten, wie Haiti, Sahel/Sudan. Auch der Umgang mit den Auswirkungen klimatischer Veränderungen wurde thematisiert.

Was mir auffiel
Die Konferenz wurde sehr stark von einer Person dominiert, die gar nicht anwesend war: Wladimir Putin. Unglaublich, wie häufig der Name gefallen ist. Kaum vorstellbar, dass z.B. die BRICS-Staaten eine Konferenz zum Thema Sicherheit ausrichten und dort dauernd der Name Joe Biden fällt.

Es hat meines Erachtens verdeutlicht, dass sich die NATO-Staaten mit Blick auf die Ukraine und die sich daraus entwickelnden globalen Machtverschiebungen in einer Art Panikmodus befinden. Die Antworten darauf sind allerdings sehr beschränkt: Aufrüsten, aufrüsten, aufrüsten.

Sicherheit, die sich ausschließlich aus militärischer Stärke ableitet, ist weiterhin das Patentrezept. Dass die NATO in den letzten Jahren jeweils ca. 3x so viel Geld für Rüstung ausgegeben hat, wie China und Russland zusammen, spielt dabei keine Rolle. 1,3 Billionen USD der NATO allein in 2023 haben keinen Krieg beendet und auch keinen verhindert. Warum Diplomatie, wenn wir auch schießen können? „Kriegstüchtigkeit“ in ausnahmslos allen Bereichen  ist das Gebot der Stunde. Widerspruch ist unerwünscht.

Es klangen sogar Forderungen nach europäischen Atomwaffen und nach einer weiteren Militarisierung des Weltraums durch. Kritische oder zumindest mäßigende Stimmen habe ich dazu nicht vernommen.

Was mir sehr positiv auffiel
Es wurde kontrovers diskutiert. Es wurden abweichende Meinungen (soweit es welche gab) zugelassen. Ich habe inhaltlich gute Gespräche zum Krieg in Israel/Gaza erlebt. Sehr interessant die Diskussion mit den Außenministern Saudi-Arabiens und Ägyptens und deren Positionen zum Krieg in Gaza. Hörenswert auch die Sicht des Ministerpräsidenten Palästinas, Mohammed Schtajjeh, und des jordanischen Außenministers Ayman Safadi. Die Organisation „Women wage Peace“, bei der sich israelische und palästinensische Frauen gemeinsam für Frieden einsetzen, durfte ein Statement abgeben und für ein Ende der Auseinandersetzungen werben. Das war ein sehr positives Signal der MSC-Organisatoren. Auf der Internetseite der Münchner Sicherheitskonferenz ->  securityconference.org  können viele dieser Reden und Diskussionsbeiträge abgerufen werden. Unbedingt empfehlenswert!

Auch wenn die Beiträge der USA, der EU und erwartungsgemäß Deutschlands weder mit Blick auf die Menschen in der Ukraine noch in Israel/Gaza wirklich substanziell oder gar hilfreich waren, so sind doch zumindest zu Israel inzwischen auch von westlichen Politikern deutlich kritischere Positionen zu den militärischen Aktivitäten der Israelis durchzuhören.  

Mein persönliches Fazit
Die Sicherheitskonferenz ist keine Friedenskonferenz. Sicherheit meint hier nicht unbedingt die Sicherheit von „normalen Menschen“. Es geht um die militärische Absicherung des westlichen Geschäftsmodells. Dieses Geschäftsmodell wird mit Blick auf die aufstrebenden Staaten außerhalb der westlichen Hemisphäre aber nicht dauerhaft funktionieren. Die Reaktion des Westens darauf ist allerdings nicht der Dialog, sondern die Konfrontation. Und für mehr Konfrontation werden mehr Waffen benötigt.Die EU hat sich entschieden, diesen Weg mitzugehen und aus der Tatsache, dass die USA ihre Position als Hegemonialmacht früher oder später verlieren werden, Vorteile zu ziehen. Ob das gelingt, ist offen. Zweifel sind angebracht. Der Weg dorthin wird für die EU ganz sicher sehr teuer und auch gefährlich.

Wenn die MSC nicht so stark an die USA und die NATO angelehnt wäre, könnte sie eine ernstzunehmende Moderationsrolle unter Einbeziehung Chinas und auch Russlands spielen. Was wäre das für eine Schlagzeile, wenn am Rande der MSC ein Waffenstillstand in der Ukraine oder in Gaza ausgehandelt worden wäre. Dazu fehlt den MSC-Verantwortlichen nach meinem Eindruck aber die Vision. Und vermutlich auch der Mut.

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24.02.2024: MSC 2024 – Beobachterbericht Ralf Becker

Ich habe eine vielfältige MSC wahrgenommen:

1.  Die MSC als Hochamt militärischer Sicherheitslogik
Einerseits wirkte die aktuelle MSC als Hochamt militärischer Sicherheitslogik. Uniformierte Bundeswehrsoldat*innen prägten das Bild, auch Dr. Benedikt Franke, der stellv. Vorsitzende und CEO der MSC, trug die ersten zwei Tage Uniform. In den aktuellen Kriegszeiten strahlten viele Teilnehmer*innen oberflächlich die verstärkte Gewissheit aus, dass allein militärische Stärke und Solidarität Sicherheit garantiere.

„Die transatlantischen Partner haben keine andere Wahl, als mehr in Verteidigung und militärische Abschreckung zu investieren und gleichzeitig Kooperation zum gegenseitigen Nutzen stärker auf politisch gleichgesinnte Staaten zu beschränken“ – diese Aussage des Vorsitzenden der MSC, Botschafter Christoph Heusgen, auf der der MSC vorangehenden Pressekonferenz prägte das gesamte Treffen.

Ebenso wie Aussagen des Außenbeauftragten der EU Josep Borrell „Wir sind im Krieg“ und eine während der MSC zitierte, offenbar von ihm im ukrainischen Parlament getätigte Aussage „Wir unterstützen die Ukraine mit allem, was es braucht, damit die Ukraine gewinnt.“

Der Titel des MSC-Berichts 2024 „Lose-Lose?“ beschreibt eine Art Teufelskreis, da viele Menschen weltweit derzeit glauben, im Vergleich zu anderen zu verlieren. Mangels konstruktiver Vorstellungskraft war die MSC entsprechend bemüht, die westlichen Reihen zu wachsender militärischer Stärke zu schließen.

2. Der globale Süden wehrt sich selbstbewusst gegen westliche Vereinnahmung
Der u.a. von Josep Borrell offen geäußerte Versuch, globale Südpartner im Ringen des „Global West“ gegen den „Global East“ (Russland und China) auf die Seite des Westens zu ziehen, wurde und wird von diesen selbstbewusst zurückgewiesen. Vertreter*innen sicherheitspolitischer Think Tanks aus dem Globalen Süden wiesen darauf hin, dass sie sich von Vertreter*innen des Westens immer noch von oben herab angesprochen fühlen.

Eine ehemalige Außenministerin Pakistans hat wie mehrere Friedensaktivist*innen aus Israel und anderen Teilen der Welt in den interaktiven Debatten betont, dass weitere Aufrüstung keine der weltweit dringenden Herausforderungen löst, sondern deren Lösung entscheidend erschwert.

An der MSC haben auch 8 Friedensnobelpreisträger*innen teilgenommen und realistische Möglichkeiten zum Paradigmenwechsel eingebracht. So hat der ehemalige Präsident Kolumbiens, Santos, überzeugend seinen inneren und äußeren Weg von militärischer Sicherheits- zur Friedenslogik beschrieben.

3. Dämmernde Ratlosigkeit
Es war zu spüren, dass es vielen Verantwortlichen mindestens unter der Oberfläche dämmert, dass es mit den alten militärischen Rezepten nicht mehr lange weiter gehen kann.  tagesschau.de titelte zur MSC entsprechend „Viel Ratlosigkeit“. Auf dem Abschlusspodium wurde das u.a. von der Finanz- und Wirtschaftsministerin Islands ausgesprochen: „Der Krieg in der Ukraine ist ein altmodischer Krieg. Wir brauchen Innovationen, um die weltweiten Herausforderungen zu bewältigen.“

Entgegen den auch auf der MSC lauten Stimmen aus Medien und Politik, die eine weitere militärische Aufrüstung auf weit über 2 % unserer Wirtschaftsleistung fordern, haben Bundesfinanzminister Lindner und Bundeskanzler Scholz deutlich moderatere Töne angeschlagen und keine weitere Erhöhung der Militärausgaben in Aussicht gestellt.

4. Das Aufscheinen weitsichtiger konstruktiver Konfliktbearbeitung – u.a. bezüglich des Krieges in Israel/Palästina
Neben hochkompetenten Austäuschen zahlreicher afrikanischer Vertreter*innen zur konstruktiven Bearbeitung von Konflikten in Afrika und dazu hilfreicher Unterstützung habe ich zu meiner Überraschung durchgehend einen sehr hochwertigen, fast idealen Dialog zum Israel-Palästina-Konflikt erlebt:

Die ehemalige Außenministerin Israels, Livni, und anwesende Angehörige der von der Hamas genommenen Geiseln konnten ihre traumatischen Erfahrungen ebenso vortragen wie der Premierminister Palästinas. Die Siedlergewalt in der Westbank wurde ebenso angesprochen wie das Sicherheitsbedürfnis aller Israelis und aller Palästinenser*innen.

Besonders überrascht hat mich das überzeugend konstruktive Auftreten des saudi-arabischen Außenministers Al Saud. Nahezu alle Beteiligten, darunter fast alle Außenminister der an einer möglichen Lösung beteiligten Staaten der Region, der USA, der EU und Indiens, sprachen überzeugend und glaubhaft von der Notwendigkeit der sofortigen Beendigung des Kriegs und der Schaffung dauerhaft wirksamer Sicherheitsperspektiven für Israel und Palästina u.a. in Form eines palästinensischen Staates – notfalls auch ohne Zustimmung des traumatisierten Israel.

Josep Borrell betonte, dass Hamas eine Idee ist, die man als Idee nicht töten kann. Es brauche eine bessere Idee. Ein ehemaliger israelischer Botschafter brachte sich ebenso als Friedensaktivist ein wie eine Vertreterin der Women Wage Peace aus Israel. Hinsichtlich des Israel/Palästina-Kriegs wagten westliche Vertreter*innen auch eine selbstkritische Betrachtung eigener Versäumnisse in der Vergangenheit.

Diese Art selbstkritischer Reflektion eigener Anteile des Westens an der gewaltvollen Konflikteskalation in der Ukraine war während der MSC nicht zu beobachten. Botschafter Heusgen betonte immerhin in der Pressekonferenz, dass der Ukrainekrieg nur durch Verhandlungen zu beenden sei, die sich an den Abkommen von Minsk orientieren könnten.

Parallel zu Veranstaltungen zum Thema „Militärischer Zeitgeist“ gab es auch Veranstaltungen zu Zivilem Widerstand in Belarus und den Möglichkeiten, diesen aus dem Ausland zu unterstützen. Angesichts des Framings (also der Einrahmung) dieses zivilen Widerstands in die weltweite militärische Dominanzpolitik der USA wurde die mögliche Kraft gewaltfreien Widerstands allerdings nicht sichtbar.

5. Erweiterter Sicherheitsbegriff als Markenkern der MSC
Inzwischen gehört der erweiterte Sicherheitsbegriff zum sichtbaren und öffentlich vertretenen Markenkern der MSC. Themen wie Klima-, Ernährungs- und Verschuldungssicherheit werden selbstverständlich mitgesehen und -diskutiert. Das war vor 20 Jahren deutlich anders. Die inzwischen 27 % Teilnehmenden aus dem Globalen Süden, die selbstbewusst ihre Perspektiven mit einbringen, sind sicher mit auf die Arbeit des MSKv zurückzuführen. Dass auf der MSC inzwischen 50 % Frauen sprechen, sehe ich als weitere sehr positive Entwicklung – auch wenn viele westliche (Premier-) Minister*innen unter ihnen derzeit leider sogar mehr als ihre männlichen Gesprächspartner in militärischer Aufrüstungslogik verfangen erscheinen.

6. Konkrete Schritte Richtung Sicherheit neu denken
Während der MSC konnte ich mich sowohl länger mit dem Chefredakteur einer großen deutschen Tageszeitung als auch mit dem Sekretär der Int. Konferenz der Große-Seen-Region in Afrika über den notwendigen Paradigmenwechsel von militärischer zu ziviler Sicherheitspolitik austauschen. Dabei konnten wir eine konkrete Zusammenarbeit der Int. Konferenz der afrikanischen Große-Seen-Region mit der Friedensuniversität Afrika zur Erarbeitung eines Rethinking-Security-Szenarios für die Region vereinbaren.

Darüber hinaus will sich eine Vertreterin der Hauptabteilung Politische Angelegenheiten und Friedenskonsolidierung (DPPA) der UNO gemeinsam mit uns für eine Weiterentwicklung der MSC in Richtung Sicherheit neu denken einsetzen.

Beachten Sie bitte auch mein Interview mit “nd-aktuell”: Interview mit nd

Ralf Becker koordiniert die in Deutschland und Europa von 150 Organisationen getragene zivilgesellschaftliche Initiative „sicherheitneudenken.de – von militärischer zu ziviler Sicherheitspolitik“.

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20.03.2024: Denkmail Nr. 41

“Wir weigern uns, Feinde zu sein”

Liebe MSKv-Interessierte,

stellen Sie sich vor:
Aus zwei Volksgruppen auf engem Raum, nach über einem Jahrhundert im Feindeskampf um
Land und Anerkennung, durch wachsenden Hass “verbunden”, gehen Frauen und Männer
aufeinander zu, reichen sich die Hände, begraben die Feindschaft, schließen Freundschaft!
In der israelisch-palästinensischen Organisation Combatants for Peace finden Sie diese
Menschen:
Ehemalige IDF-Soldaten zusammen mit palästinensischen Kämpfern – beide Seiten mit Blut an
den Händen – tauschen sich aus über die eigene Geschichte und die ihrer jeweiligen Kultur, die
sie lehrte, die Anderen zu hassen.
Beispielhaft sind hier die Mitbegründer der Combatants for Peace: Rami Elhanan, jüdischer
Israeli, und Bassam Aramin, palästinensischer Kämpfer. Beide haben ihre Töchter durch
Gewalttaten des Gegners verloren: Die 14-jährige Tochter Ramis ist bei einem Selbstmordattentat
der Hamas – ein Vergeltungsakt gegen eine neue Siedlung in Ost-Jerusalem – 1993 mit in den Tod
gerissen worden; Bassams 10-jährige Tochter Abir wurde 1997 auf dem Schulweg von einem
Gummigeschoss der israelischen Grenzpolizei tödlich getroffen.
Was verhalf den beiden Männern, die Richtung zu wechseln, den Weg des Friedens zu finden?
Bassam habe im Gefängnis – wegen Steinewerfens auf israelische Panzer – Zeit gehabt, die
israelische Gesellschaft zu verstehen und dabei erkannt, dass der Schütze selbst „ein Opfer seiner
Erziehung, seiner Gesellschaft, des israelischen Besatzungsregimes“ sei und dass Racheakte
niemals den Schmerz lindern.
Bei Rami, der bei den IDF nur als Tankmechaniker gedient hatte, war durch seine
Grundeinstellung für Menschlichkeit und Gerechtigkeit bereits der Boden bereitet, auf dem durch
Wut und Schmerz eine Energie kraftvollen Widerstands wachsen und gegen den feindseligen
Trend führender politischer Kreise Israels eingesetzt werden konnte. So sieht auch er nicht
Vergeltung, sondern das Gespräch, das Teilen von Angst und Trauer als Weg zum Frieden.
In der Gruppe haben sie gelernt, einander zuzuhören, sich im Anderen zu spiegeln, den Schmerz
des Anderen in sich zu fühlen.
Und sie haben begriffen:
Nur durch ein Offensein für die andere Seite, durch Bereitschaft, den Anderen zu verstehen, ist
der Teufelskreis der Vergeltung zu durchbrechen.
Wie wäre es mit einer Einladung der Combatants for Peace zur Münchner Sicherheitskonferenz?

Mit herzlichem Gruß
Mechthild Schreiber
Mitglied des Vorstands der Projektgruppe
“Münchner Sicherheitskonferenz verändern” e.V.

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13.04.2024: Mitgliederversammlung MSKverändern

Im EineWeltHaus hat am 13.4.2024 die jährliche Mitgliederversammlung des Vereins stattgefunden.
Dr. Thomas Mohr, Vorsitzender der Projektgruppe, hat die Versammlung geleitet und nach seiner Begrüßung die Schwerpunkte der Veranstaltung herausgestellt:

  • organisatorische Gestaltung des Vereins
  • Festlegung der inhaltlichen Schwerpunkte
  • Gewinnung neuer Mitglieder und Unterstützer
  • Finanzen

Zudem wurde der Vorstand neu gewählt:
Dr. Thomas Mohr ist auch weiterhin Vorsitzender des Vereins. Neu im Vorstand sind
Matthias Linnemann und Katharina Rottmayr.
Mechthild Schreiber wurde zur Ehrenvorsitzenden gewählt.

Anja Ufermann ist aus dem Vereinsvorstand ausgeschieden, bleibt MSKverändern als aktives Vereinsmitglied aber weiterhin erhalten.
Gudrun Haas, langjährige AK-Sprecherin der Projektgruppe, wird sich zum Jahresende aus der aktiven Vereinsarbeit zurückziehen.

Wir wünschen dem neuen Vorstand viel Erfolg bei seiner Arbeit und bedanken uns ganz herzlich bei Anja Ufermann und Gudrun Haas für ihre langjährige leidenschaftliche Mitarbeit.

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12.04.2024: 20 Jahre MSKverändern sind definitiv ein Grund zum Feiern!

Es war eine kleine, aber sehr feine Feier, die am 12. April im EineWeltHaus stattgefunden hat.
Gemeinsam mit

  • Freundinnen und Freunden
  • Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern
  • Förderinnen und Förderern

haben wir das 20 jährige Bestehen von MSKverändern gefeiert.

Katharina Rottmayr hat in einem sehr informativen und gleichzeitig unterhaltsamen Vortrag auf die Arbeit der Projektgruppe zurückgeblickt.

Clemens Ronnefeldt (Friedensreferent Internationaler Versöhnungsbund) hat

in seinem spannenden Festvortrag „Friedensfähigkeit statt Kriegsertüchtigung“ die Bedeutung der UN-Charta und des Völkerrechts für die Lösung von Kriegen und Konflikten herausgearbeitet. Auf Basis vorhandener internationaler Regeln und Abkommen müsse Diplomatie stattfinden. Mit immer mehr Waffen seien die Kriege in der Ukraine und in Israel/Palästina nicht lösbar.

Den passenden musikalischen Rahmen hat das „Trio di Legno“ in wundervoller Weise geboten.

Alle Gäste und Aktiven freuen sich bereits auf die 25 Jahr-Feier 2029!

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25.06.2024: Denkmail Nr. 42 – „Krieg beginnt immer in den Köpfen“

Liebe Engagierte,

wenn dieser Satz stimmt, dann ist die rasant zunehmende Militarisierung, wie sie weltweit geschieht, zuletzt auch auf der Münchner Sicherheitskonferenz, gerade nicht der Weg in eine friedliche Zukunft. Nur gemeinsam ausgehandelter Frieden in allen Konflikten kann wirklichen Frieden und damit Sicherheit begründen. Wie findet dieser Pazifismus endlich Eingang in unser Denken?

Ein Gedankenexperiment: Stellen wir uns einfach mal vor, der Gaza-Krieg mit seiner grenzenlosen Zerstörung und dem unerträglichen Verlust zehntausender Menschenleben ist für immer  der letzte Krieg zwischen Israel und Palästinensern!

Mit internationaler Unterstützung lernen beide Völker gemeinsam, den tiefen Hass zu überwinden (in Projekten wie Combatants for Peace, Rabbis for Human Rights, Dialogprojekt Transaidancy), dabei den anderen vor allem in seinem Schmerz als Mensch wahrzunehmen. Die traumatischen Erfahrungen von Shoa und Nakba können eine Brücke füreinander werden.

 „If you feel pain, you are alive. If you feel the pain of the other, you are human.“
(von Osama Ellewat, Combatants for Peace).

Denn – so Jeremy Milgram, Rabbis for Human Rights – „der einzige Weg, Frieden zu sichern, besteht darin, ihn mit anderen zu teilen.“ Vielleicht ist es mittlerweile wirklich ein radikaler Akt, nach dem 7. Oktober als Jude und Palästinenser aufeinander zuzugehen, sich die Hand zu reichen und mit Beginn einer extrem mühsamen Versöhnungsarbeit den Weg in eine friedvolle Zukunft einzuschlagen.

Zugleich müssen Gerechtigkeit, Menschenrechte und Völkerrecht zum Grundprinzip werden: Eine aufgewertete UNO als Schutzorgan der gesamten Menschheit würde für diese Stärke des  Rechts stehen (statt der Gewalt der Stärkeren).

Radikales Denken? Jedenfalls eine herausfordernde, mutige Aufgabe.

Eine Friedensagenda dieser Art bedarf allerdings wohl einer MSC mit neuen Inhalten und anderen Teilnehmenden!

Was meinen Sie?

In Verbundenheit
Christoph Steinbrink
Gastautor für MSKv

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25.06.2024: Update zur Störung unseres Internetauftritts

Liebe MSKv-Interessierte,
unser Internetauftritt ist möglicherweise Opfer eines  Hackerangriffs geworden.
Der aktuelle Stand der hinterlegten Datenbank ließ sich leider nicht wieder herstellen.
Wir sind gezwungen, mit einem veralteten Stand (Januar 2024) neu zu starten. Alle
seitdem erfassten und veröffentlichen Beiträge und Informationen sind verloren.
Wir werden die nächsten Tage und Wochen darauf verwenden, den aktuellen Stand
möglichst schnell und vollständig zu präsentieren.
Bis dahin bitten wir Sie weiterhin um Geduld und Verständnis.

Ihre
Projektgruppe Münchner Sicherheitskonferenz verändern e.V.

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