Veröffentlichungen

07.06.25: Denkmail Nr. 46 zur Stationierung von Mittelstreckenwaffen in Deutschland (Berliner Appell)

Neue US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland?

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

vor einem Jahr hat der damalige Bundeskanzler Scholz ganz lapidar mitgeteilt, dass die deutsche und die US-Regierung bilateral vereinbart haben, dass die Amerikaner ab 2026 nur in Deutschland neue Mittelstreckenraketen stationieren werden.

Es handelt sich dabei um Angriffswaffen der Typen Standard Missiles (SM-6), Marschflugkörper (Tomahawk) und Hyperschallwaffen (Dark Eagle, 17-fache Schallgeschwindigkeit), Reichweiten 1700 km bis zu 2800 km, konventionelle Sprengsätze, aber prinzipiell auch nuklear ausrüstbar, unter der alleinigen Befehlsgewalt der USA. Die Planung hierzu begann 2017, also lange vor dem Ukrainekrieg.

2019 haben die USA den Ausstieg aus dem bestehenden INF-Vertrag erklärt mit der Begründung einer angeblichen Fähigkeitslücke. Die geplante Stationierung ist nicht mit einem Abrüstungsangebot gekoppelt.

Aufgrund der Fähigkeiten dieser Waffen (extrem kurze Vorwarnzeiten) und der Nähe zu Russland stellt dieser Schritt eine gefährliche Eskalation der Rüstungsspirale und eine ungeheure Bedrohung vor allem Russlands dar. In einer gemeinsamen Erklärung der Präsidenten Putin (Russland) und Xi (China) vom 4.2.2022 wird deshalb von der Gefahr eines „Enthauptungsschlages“ gesprochen, die hiervon ausgehe. Das bedeutet auch für Deutschland eine unkalkulierbare Bedrohung. Dr. Erich Vad, Brigadegeneral a.D., sagt deshalb: „Die Stationierungsvereinbarung ist aus deutscher und europäischer Sicht nicht akzeptabel.“

Da nicht einmal im Bundestag über diese gigantische Aufrüstung beraten oder gar ein Beschluss gefasst wurde, eine Mehrheit in Deutschland die Stationierung ablehnt (Forsa-Umfrage) und der entsprechende Berliner Appell bis jetzt von 60.000 Menschen unterzeichnet wurde, muss eine breite öffentliche Diskussion über diese bedrohliche Maßnahme mit allen ihren Implikationen geführt werden.

Wenn die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) wirklich ein offenes Forum für alle Fragen der Sicherheit sein will, muss unbedingt dort in einem breiten Rahmen mit ausgewiesenen Fachleuten aus Wissenschaft, Politik, Friedensarbeit, Bürgerräten und auch erfahrenen Militärs (Erich Vad, Harald Kujat, Wolfgang Richter) darüber diskutiert werden! Und bitte nicht nur die durch die Medien sattsam bekannten, kriegslogisch argumentierenden Talkshowgeübten wie Carlo Masala, Klaus Mölling, Claudia Major oder Nicole Deitelhoff einladen!

Was meinen Sie dazu? Wir freuen uns über Ihre Sichtweise!

Mit friedvollen Grüßen
Erwin Schelbert

 

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07.02.2025: Projektzeitung Nr. 20 zur MSC 2025

Die neue Ausgabe unserer Projektzeitung steht für Sie zur Verfügung. Diese Ausgabe enthält wieder viele interessante und aktuelle Beiträge. Hier ein kleiner Vorgeschmack:

„Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens, in einer Zeit rechtsgerichteter Nationalismen und extremer Aufrüstung, um möglichst kriegstüchtig zu werden, macht die Internationale Münchner Friedenskonferenz wieder auf die Fundamente des Friedens aufmerksam. Auch unser Munich Peace Meeting hat zu diesem Thema Vorschläge gemacht (→S.3) und alle Artikel dieser Projektzeitung befassen sich mit der zentralen Frage des Friedens in der gegenwärtig vorherrschenden, von Kriegslogik bestimmten, Politik. Werden da Stimmen wie die von Richard D. Precht und Heribert Prantl noch gehört (→S.1)? Dass Mittelstreckenwaffen wieder in Deutschland stationiert werden, führt ja nicht einmal zu nennenswerten Protesten, und die immer wieder beschworene Staatsräson gegenüber Israel, wird trotz Völkerrechtsbruch und Kriegsverbrechen nicht in Frage gestellt (→S.5). Umso wichtiger erscheint es, die Ziele der Kampagne „Sicherheit neu denken“ – auch auf der MSC (→S.10) – zu unterstützen (→S.6). Immerhin hat die MSC selbst schon erkannt, dass die Doppelstandards des Westens seine Glaubwürdigkeit in Frage stellen, aber angewandt werden sie leider weiterhin (→S.9). Interviews mit dem CEO der MSC, Benedikt Franke, lassen erkennen, dass die transatlantische Orientierung an den USA unter Trump kaum zu einer europäischen Friedensarchitektur führen wird (→S.11). Auch von den Parteien (Wahlprogramme) ist hierzu leider kein nachhaltiger Beitrag zu erwarten. Umso wichtiger ist unser Einsatz für den Frieden!“

Lassen Sie sich diese Ausgabe auf keinen Fall entgehen!

Hier gelangen Sie direkt zur Projektzeitung

Falls Sie die englische Fassung favorisieren: 

Wir freuen uns auf Ihr Feedback zu den Inhalten.

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Denkmail Nr. 45 zur MSC-Schrift „Aber die NATO – 10 populäre Mythen über Putins Krieg gegen die Ukraine“

Liebe Friedensfreundinnen und -freunde,

die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) veröffentlicht fundierte Publikationen zur Darlegung der militärisch basierten Außen- und Sicherheitspolitik der NATO-Staaten. Konferenzleiter Christoph Heusgen hat uns bei unserem letzten Gespräch auf die jüngste Veröffentlichung „Standard Deviation“ hingewiesen, die sich mit Doppelstandards und Doppelmoral des „Westens“ befasst. Und das für die MSC in erstaunlich kritischer Weise, auch wenn die Verstöße gegen Wertvorstellungen der UN-Charta nicht hinreichend konkret benannt werden.

Ganz anders die Schrift „Aber die NATO – 10 populäre Mythen über Putins Krieg gegen die Ukraine“, sowohl in Aufmachung als auch inhaltlichen Aussagen. Sie soll wohl eine Art Kampfschrift gegen die Mythen und Verschwörungstheorien von Extremisten und Populisten sein, die diese in „den emotional geführten Diskussionen“ vorbringen. Politik und Öffentlichkeit seien „im Umgang mit Krieg noch nicht geübt“, deshalb die Kampagne „Zeitenwende on tour“, zu deren Begleitung diese Schrift verfasst wurde, so die Autoren.

Damit diese Einübung in den Umgang mit Krieg auch möglichst schlagkräftig wirkt, bedient sich die Schrift einer eindeutigen Schwarz-Weiß-Darstellung: Dualistisch wird jeder der 10 Mythen-Behauptungen entgegengestellt, was richtig ist. Dafür genügen jeweils eineinhalb Seiten Aufklärung mit Behauptungen und durchaus auch emotionalen Aussagen, alles mit wenig und fragwürdigem Quellenbezug (z.B. Zeitungsartikel). So einfach ist das scheinbar!

Dass ein Kriegsgeschehen immer äußerst komplexe Hintergründe hat, eine Konfliktgenese, die historisch oftmals noch gar nicht aufgearbeitet ist, und dass ein schablonenhaftes Freund-Feindschema ohne Berücksichtigung vielschichtiger Einflussfaktoren und unterschiedlicher Akteure untauglich ist, erscheint eigentlich trivial. Noch dazu bei einem Konflikt, der mit der Konstellation von atomaren Weltmächten zusammenhängt. Das mittlerweile dominante „Zeitenwende-Narrativ“, von der westlichen Politik und den Medien ständig wiederholt, stellt deshalb keineswegs die unumstößliche Wahrheit dar und kann gleichermaßen als Mythos gewertet werden.

Auf der MSC müsste eine vertiefte Diskussion dieser Zusammenhänge, faktenbasiert und mit rationaler Argumentation und unter Einbeziehung verschiedener Standpunkte geführt werden, um den Mythen jeglicher Provenienz zu begegnen.

Wie sehen Sie das? Halten Sie eine derartige Diskussion für sinnvoll? Wir freuen uns über ihre Meinung!

Mit friedvollen Grüßen
Erwin Schelbert

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04.09.2024: Denkmail Nr. 44 – Eine unbewohnbare Erde oder ein „Jahrhundert der Toleranz“ (R.D. Precht)?

Liebe Friedensfreundinnen und -freunde,

bei unserem ersten Treffen mit MSC-Leiter Botschafter Christoph Heusgen im März 2022 wurde deutlich, dass ihm – gerade als ehemaligem Vertreter Deutschlands im UN-Sicherheitsrat – die Normen des Völkerrechts und eine werteorientierte internationale Politik ein großes Anliegen sind.

Mit der Frage, wie eine wertegeleitete Außenpolitik wirksam werden kann, befasst sich Richard David Precht in seinem aktuellen Buch „Jahrhundert der Toleranz“. Er schließt sich den Appellen der Wissenschaft an, dass die Verhinderung der Klimakatastrophe das Hauptthema der Politik werden muss, damit Menschen auch noch im 22. Jahrhundert ein lebenswertes Leben auf der Erde führen können. Dafür ist eine gemeinsame Anstrengung der Menschheit existentiell notwendig. Ein weiteres Jahrhundert der Eskalation, der Aufrüstung und der Weltkriege können wir uns nicht mehr leisten! Es wäre das Ende menschlichen Lebens.

Precht hinterfragt die Behauptungen einer „systemischen Rivalität“ zwischen dem Westen und China und des „Kampfes der Demokratien gegen die Autokratien“. Er weist daraufhin, wie leicht wir in Freund-Feind-Denken – wir, die Guten, gegen die bösen Anderen – verfallen und wie selektiv wir autokratische Regime bewerten, je nachdem ob sie mit uns, dem Westen, zusammenarbeiten. Und Precht betont, wie wenig vor allem im Globalen Süden das Predigen von „westlichen Werten“ überzeugen kann, wenn sich dieser Westen selbst so oft nicht an diese Normen gehalten hat – und hält! Allzu oft schiebt der Westen Werte vor, wo es in Wirklichkeit um eigene Interessen geht. Stattdessen wäre der Blick auf das gemeinsame Wertefundament der Kulturen – z.B. „Weltethos“ nach Hans Küng – und eine globale Zusammenarbeit auf Augenhöhe notwendig.

Ich meine, mit seinen – hier nur angerissenen – Thesen könnte Precht einen wichtigen Beitrag auf der Bühne der MSC im nächsten Februar leisten. Das möchte ich Herrn Heusgen bei unserem Online-Gesprächstermin nächste Woche gerne mitteilen.

Was meinen Sie zu diesem Vorschlag?

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Mohr
Vorsitzender Projektgruppe „Münchner Sicherheitskonferenz verändern“ e.V.
Vorsitzender gewaltfrei grün e.V.

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08.07.2024: Denkmail Nr. 43 – Das Friedensgutachten 2024 – im Dienst der Kriegslogik?

Liebe Friedensfreundinnen und -freunde,

„Welt ohne Kompass“ ist das neue Friedensgutachten (FGA) der vier führenden Friedensforschungsinstitute tituliert. Das zumindest erscheint eine sehr zutreffende Analyse zu sein.

Auch zu konstatieren, dass das Jahr 2023 einen traurigen Rekord an Kriegen bzw. Konflikten und einen irrsinnigen Höchstwert von 2,4 Billionen Dollar weltweiter Rüstungsausgaben aufweist, darüber hinaus aber auch das bisher klimatisch heißeste Jahr war, ist sicher richtig und wichtig.

Nicht genug: Vor Europas Haustür toben zwei sinnlose, mörderische Kriege in der Ukraine und in Gaza, in die auch wir verwickelt sind.

Müsste in dieser Situation von der Friedensforschung nicht ein deutlicher Impuls für ein Ende der Gewalt ausgehen, ein unabdingbarer, klarer Wegweiser zu einem Frieden, der eine radikale Abkehr von der bisherigen Kriegslogik voraussetzt? Weil Gewalt und Hass und Aufrüstung nur immer eine Spirale neuer Gewalt hervorrufen?

Statt dessen heißt es in den Empfehlungen des Gutachtens: „Um im Krieg in der Ukraine Verhandlungen zu ermöglichen, muss die militärische Unterstützung der Ukraine nachhaltig gewährleistet werden und steigen.“ Und nachdem die USA voraussichtlich ihre Unterstützung verringern, wird gefordert: „Diesen Rückgang muss Europa auffangen, und das heißt auch, dass es seine Rüstungskapazitäten zügig steigern muss.“

Das ist das gleiche militärische Sicherheitsdenken, das seit Jahren auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) von den führenden Repräsentanten der hochgerüsteten Staaten verkündet wird. Deren Leiter, Christoph Heusgen, gibt dazu den Ton an: „Wir müssen zurückkommen zu einer gewissen Logik, wie wir sie im Kalten Krieg hatten“, und er meint, die westlichen Staaten auffordern zu müssen „ihre militärische Unterstützung für die Ukraine auszubauen“, der Westen müsse bei seiner militärischen Hilfe „aufs Ganze gehen“.

Das passt in die allgemeine politische und gesellschaftliche Kriegshysterie einer so genannten „Zeitenwende“.  Der Soziologe Andreas Reckwitz sieht darin ein „zunehmendes Freund-Feind-Denken“, „überall gibt es eine neue Kultur der Unerbittlichkeit“.

Sollten wir da unsere frühere Forderung, die Empfehlungen des FGAs auf der MSC prominent zu diskutieren, überhaupt noch aufrecht erhalten? Oder jetzt gerade erst recht?

Was meinen Sie dazu? Wir freuen uns über Ihre Sichtweise!

Mit friedvollen Grüßen
Erwin Schelbert
Gründungsmitglied MSKverändern e.V.
Studiengesellschaft für Friedensforschung

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10.12.2023: Denkmail Nr. 40

Liebe Friedensbewegte,

„Durch eine hochgerüstete Armee, durch immer mehr Abschottung und Überwachung gibt es nicht mehr Sicherheit für Israel. Das ist die Lehre des furchtbaren Terrors vom 7. Oktober.“, so ein ARD-Kommentar vom 25.10.2023.

Die Combatants for Peace, ehemalige Kämpfer*innen aus Israel und Palästina, formulieren: „Da wir Teil dieses jahrhundertealten gewaltsamen Konflikts sind, kennen wir seinen Preis und seine Vergeblichkeit. Mehr als je zuvor in der Vergangenheit behaupten wir heute: Es gibt keine militärische Lösung für den Konflikt; Gewalt erzeugt Gewalt; Rache schürt Rache.“

Gideon Levy von der israelischen Tageszeitung Haaretz hat dies im Tagesthemen-Interview am 7.11.2023 so ausgedrückt: „Eine Perspektive für die Zukunft gibt es nur, wenn die internationale Gemeinschaft sich an Israel und an die Palästinenser wendet, um zu sagen ‚Genug ist genug. Jetzt ist es Zeit für eine Lösung.‘ Man braucht etwas, was grundlegend gerecht auch für die Palästinenser ist. Sonst werden wir niemals sicher sein.“

Auch Russland scheitert aktuell mit seinem Krieg in der Ukraine an seiner militärischen Sicherheitslogik. Doch auch die Ukraine und die NATO sind damit gescheitert, über eine weitere Ausbreitung der NATO nachhaltige Sicherheit zu gewährleisten.

Wir können jedoch aus den Erfahrungen im Nahen Osten, in der Ukraine, in Afghanistan und Mali sowie aus positiven Erfahrungen in Kenia, Somalia und anderswo lernen.

Deutschland sollte seine Kraft einsetzen für die nachhaltige Überwindung der Spiralen aus Trauma und Gewalt durch gemeinsame Sicherheitsstrukturen – im Nahen Osten in Form einer Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Mittleren und Nahen Osten (KSZMNO).

Als Initiative Sicherheit neu denken haben wir diese und weitere Impulse „Sicherheits-Strukturen neu denken“ in einem aktuellen Papier veröffentlicht, das sich auf unserer Homepage sicherheitneudenken.de findet.

Wir freuen uns auf Ihre Zustimmung und/oder Ihre Anregungen: Finden Sie auch, dass diese Impulse die MSC bereichern würden? Schreiben Sie gerne eine E-Mail an vorstand@mskveraendern.de

Mit herzlichem Gruß

Ralf Becker

Koordinator der Initiative Sicherheit neu denken

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